Erinnerst du dich noch daran, als wir in deinem Schlafzimmer auf dem Bett gelegen, über Gott und die Welt gesprochen oder uns angeschweigt haben; uns angeschaut oder auf die Decke gestarrt haben; der Musik zugehört oder einfach der Stille gelauscht, den Moment genossen haben? Damals, als es draußen in Strömen geregnet hatte und du mich näher an dich rangezogen hattest? Weil wir uns nicht nahe genug sein konnten; weil diese Nähe sich so unglaublich perfekt angefühlt hatte. So perfekt, wie es noch nie zuvor mit einem anderen Menschen war.
Ich erinnere mich. An all das. An diesen Moment, in dem wir nachts durch die Straßen gelaufen sind, deine Hand meine genommen hat und wir uns mit einem fetten Grinsen gesagt haben, wie glücklich wir doch gerade miteinander sind.
Ja, ich erinnere mich. Denn eigentlich war danach nichts mehr so wie es vorher war. Es kam diese eine Angst vor dem, was ist, was sein wird oder sein könnte. Und deine Zweifel über mich. Du musst bereits gespürt haben, dass es nicht gut werden wird. Du musst schon lange vor mir gespürt haben, dass es einfach nicht gut enden wird.
Was nicht hat sein sollen…
„Entspann dich, wir haben Zeit. Lass uns einfach schauen, wie sich die Dinge entwickeln.“, sagtest du zu mir, als ich dir das erste Mal von meinen Gefühlen erzählt habe. „Lass uns einfach Zeit miteinander verbringen, es muss kein Etikett mit Name drauf. Wir sind wir, das reicht doch.“ Aber es reichte nicht. Für mich zumindest nicht.
Was am Anfang nämlich so einfach, so unbeschwert war, wurde auf einmal mit diesem Schleier voll Angst und Unsicherheit überdeckt.
Wie sich plötzlich in einer so kurzen Zeit so viel aufbauen konnte, nur um danach katastrophal zu kollabieren, ist mir allerdings bis heute noch ein Rätsel. |
Und ich frage mich bis heute noch, wann ich diesen einen Moment verpasst habe, in dem alles zusammengebrochen ist. Ich kann nur so vieles sagen: Ich glaube, es war echt. Ich glaube, dass wir in dieser kurzen Zeit etwas waren und ich glaube, dass es noch viel mehr hätte sein können. Vielleicht war es dieser eine Fluch mit dem richtigen Menschen zur falschen Zeit. Vielleicht lag es aber auch daran, dass es mit uns hat einfach nicht sein sollen.
Wer glaubt schon an Märchen?
Und obwohl es jetzt Monate her ist, dass wir gemeinsam den Entschluss gefasst haben, es sein zu lassen, liege ich oft nachts wach und frage mich, ob es die richtige Entscheidung war oder ich den größten Fehler meines Lebens gemacht habe. Weil ich das Ende nun mal zugelassen habe. Natürlich erinnere ich mich noch an meine Beweggründe, an all das, was zu unserem Ende geführt hatte. Und vor allem an das Gefühl, dass ich so viel mehr investiert habe als du.
Aber ich sitze immer noch hier. Muss über so vieles nachdenken. Über das, was wir erlebt haben und was für ein Gefühl du mir gegeben hast. Dass ich all das vermisse, dich vermisse und immer noch hoffe, du würdest dich melden, weil ich dir fehle.
Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Doch ist es genau diese Hoffnung, die uns Menschen dazu verleitet, an etwas festzuhalten, das gar nicht mehr da ist oder nie da war? |
Wir halten an Träumen und Vorstellungen fest, die vielleicht nie existiert haben, nur weil wir angefangen haben, zu idealisieren und uns einzubilden, es gäbe wie im Märchen ein Happy End. Aber hey, wer glaubt schon an Märchen?
vielleicht > fast
Mir ist inzwischen bewusst, dass ich von dieser Illusion ablassen muss. Von dieser Hoffnung, dass das mit uns doch noch nicht vorbei ist. Oder von diesem Glauben, dass wir miteinander hätten funktionieren können. Auch wenn ich mir sicher bin, dass wir das geschafft hätten – wenn da diese eine Angst nicht gewesen wäre. Die Angst davor, für den anderen nicht gut genug zu sein, dem anderen nicht das bieten zu können, was er will. Zu groß waren deine Zweifel an mir, zu groß die Panik, sich zu öffnen und es zu wagen, zu lieben und geliebt zu werden. Und mittlerweile da weiß ich es – dass das alles eben nicht nur eine Phase war, sondern dass die Ängste und Zweifel nun mal zu dir gehören.
Es ist verrückt, wie fern wir uns inzwischen geworden sind. Dass wir nicht mehr jeden Tag voneinander hören. Uns nicht mehr sehen. Nicht mehr fühlen. Ich hatte so viele erste Male mit dir, dass ich merke, wie wenig ich auf unser letztes Mal vorbereitet war. Hätte ich gewusst, dass unser letzter Abend unser letzter gewesen wäre, hätte ich mich schöner gemacht.
In ein paar Tagen, da wirst du meinen Geburtstag vergessen, irgendwann meinen Nachnamen nicht mehr kennen. Und ich deinen Beziehungsstatus nicht. Nicht, dass er mir je klar war.
Vielleicht ist es auch nicht dieses „fast“, das mein Herz gebrochen hat. Es waren unsere langen Nächte, die wir gemeinsam miteinander verbracht haben. Dieses unbeschreibliche Gefühl, welches du mir gegeben hast, wenn du mich angeschaut hast. Wenn du mir mit einem Funkeln in den Augen gesagt hast, wie sehr du die Grübchen unter meinen Augen liebst, wenn ich lache. Du mich noch näher an dich herangezogen hast, weil wir es beide so geliebt haben, miteinander zu kuscheln. Noch mal, es war nicht das „fast“, es war das „vielleicht“ – dein „vielleicht“:
Vielleicht bin ich verliebt in dich, vielleicht werde ich dich nicht verletzen, vielleicht reichst du aus für etwas Ernstes. Es war diese falsche Hoffnung, die du mir gegeben hast und mein Herz hat brechen lassen.
Was ich dir noch sagen wollte…
Aber was ich dir noch sagen wollte…nach dieser ganzen Sache kann ich für mich mitnehmen, dass ich froh bin, wieder jemanden geliebt zu haben. Ich rede nicht von diesem „Verknalltsein und den anderen bis in den Himmel hoch idealisieren". Sondern jemanden zu lieben, obwohl man merkt, dass diese Person bei weitem nicht perfekt ist. Jemanden so zu akzeptieren, wie er ist, obwohl er es selbst nicht kann. Sich bei jemanden angekommen zu fühlen, selbst in den Zeiten, in denen unsere Beziehung mehr Arbeit als Spaß waren.
Und wenn du diese Zeilen liest, da will ich dir vor allem eines sagen:
Ich danke dir, dass du für diese kurze Zeit ein Zuhause warst. Mein Zuhause.